„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten...“

Editorial

Das hier Abgedruckte soll Ihnen, geehrter Leser, einen kurzen Abriß der Kursfahrt des Deutsch-LK Nies, Abi-Jahrgang ’99, nach Prag geben.

Sicherlich werden Sie Verständnis dafür haben, daß sich verschiedene Teilaspekte im Nachhinein nicht vollständig und in chronologischer Reihenfolge wiedergeben lassen.

Doch darf ich Ihnen versichern, daß die gesamte Schrift auf Tatsachen beruht und wir einen Heidenspaß hatten...

Kap. 1
Die Anreise

Es ist der 6. 9. 1998, ein kühler und etwas regnerischer Sonntagmorgen! Man trifft sich um 5.00 Uhr MESZ auf dem Schladerner Bahnhof, ausreichend bestückt mit Taschen, Koffern, Proviant, Kartenspielen, Musik und Regenschirmen nebst guter Laune und Jacken.

Die so entstandene, 16 Mann starke Reisegruppe wird nunmehr er-gänzt durch unseren Reiseleiter Dr. phil. Nies und dessen bessere Hälfte.

Doch ich will mich kürzer fassen: Um 5.24 Uhr okkupieren wir den Zug Richtung Köln, wo einige von uns den Bahnhof besichtigen, und besteigen sodann den Zug, welcher uns bis nach Prag tragen soll.

So ist es vollbracht – wir sitzen im Zug, der Zug fährt und wir sind (sehr zur Freude Herrn Nies’) sogar alle da!

Die Fahrt selbst verläuft eher sehr langweilig: Man sollte nicht glauben, wie lang’ sich fast 12 Stunden Zugfahrt hinziehen können, wenn man nichts zu tun hat als Karten zu spielen und immer dieselbe Musik zu hören.

Wie freuen wir uns, als einige Subjekte unserer Mitreisegruppe den Vorraum des Abteils besetzen, sich volllaufen lassen, vor-sich-hin-pubertieren und schlechte (und laute) Musik hören!

ENDLICH ZERSTREUUNG!!!! Tatsächlich gelingt es uns, einige Zeit damit totzuschlagen, den Lärm zum Verstummen zu bringen: Wir ziehen alle eine Nummer und gehen sodann nacheinander aufs Klo (wo sich der Strom für den Ghetto-Blaster befindet). Es ist göttlich!

Kap. 2
Ankunft in Praha

Prag entpuppt sich als interessante Erfahrung: Mein erster Eindruck vom Hauptbahnhof schwankt zwischen öffentlicher Toilette, militärischem Sperrgebiet und Moskau Downtown.

Frau Nies erweist sich hierbei als exzellentes Wachpersonal (sie hält uns stets mit wachsam gezücktem Nahkampf-Regenschirm den Rücken frei).

So tauschen wir Geld (zu haarsträubenden Kursen, wie sich später herausstellt) und versuchen, eine Wochenkarte für Busse und U-Bahnen zu erstehen, was sich dann auch als gar nicht so einfaches Unterfangen erweist: Einer der offenen Schalter hat zu und der andere nicht genug Karten.

Irgendwie schaffen wir es dann aber doch und suchen uns ausreichend Platz in der doch recht vollen U-Bahn. Dieselbe stocht auch sofort los (wahrscheinlich hat sie noch eine Verabredung) und befördert uns nach Nadracy Holescowize (oder so), von wo wir dann zum Hotel pilgern.

Man sollte es nicht glauben, aber die Prager Bevölkerung scheint keinerlei Respekt vor westlicher Zivilisation, Regenschirmen oder Deutschkursen zu haben: A.B. hat man so ziemlich alles Klauenswerte geklaut (Portemonnaie mit allem möglichen Wichtigen) und Pauline die Tasche aufgeschlitzt (die Gum-mibärchen allerdings verschmäht).

Wie sagte doch Kafka: „Prag läßt mich nicht los – dieses Mütterchen hat Krallen [die sich einem in die Geldbörse schlagen (?!?)].“

Das Hotel mit dem klangvollen Namen ‘Luna’ erweist sich als dreizehnstöckiges Ge-bäude von teilweise zweifelhafter Bausubstanz (spinnende Fahrstühle, seltsame Treppengeländer, kaputte Schränke) mit teurem Essen und komischem Kaffee.

Nun ja, wir beziehen unsere Zimmer (11. und 12. Stock), ruhen uns von der Fahrt aus (Simon hat seither Rückenschmerzen) und genießen die Aussicht auf das schöne Prag (ist das uns gegenüber jetzt ein Puff oder eine große Unterwäsche-Wäscherei?).

Kap. 3
Bemerkenswertes

Daß Prag eine sehr schöne Stadt ist (bevor man den modernen Teil angebaut hat), braucht wohl nicht gesagt zu werden.

Doch um den Verleger nicht noch mehr zu ärgern, möchte ich mich auf das Wesentliche beschränken: So trägt es sich zu, daß unser geschätzter Reiseleiter mit uns gern U-Bahn fahren will.

Mit diesem festen Vorsatz rennt er auf den Bahnhof („Holla, unser Zug!“) und verschwindet durch die Zugtür, die sich auch pflichtbewußt hinter ihm schließt.

Hier ein kleiner Auszug des darauf folgenden inneren Monologes: „Ah, ich bin drinnen. – Oh weh, die Tür ist zu! – Nun, wo ist der Kurs? – Der Kurs ist allein, dort draußen steht er! – Ich bin allein!!! – ... – Oh weh!...“ Und mit einem letzten verzweifelten Blick ihres neu zugestiegenen Passagiers verschwindet die Bahn in den Weiten der Prager U-Bahn-Schächte...

Nun ja, irgendwann haben wir unseren Doc dann wieder und stürzen uns (unterbrochen von Exkursionen und Referaten) ins Prager Stadtleben: Gutes Essen (wenn man wußte, wo), billiges Bier (0,5 l für 1,20 DM) und gute Einkaufsmöglichkeiten.

Zwischenzeitlich werden wir von Undercover-Schaffnern überfallen (die wir zuerst als Straßenhändler abtun und verscheuchen wollen) und nebenbei von zwielichtigen Typen angelabert, die uns weniger legale Sachen anzudrehen gedenken.

Und dann laufen da noch die ganze Zeit ‘Mr. Sentence and the Boys’ – die Klugscheißer aus dem 11. Stock – rum und gehen allen auf die Nerven („You stupid Americans always talk, talk, talk!!“).

Wie gesagt, eine interessante Stadt...

Kap. 4
Kultur

Bei dieser Fahrt handelt es sich, wie uns mehrfach versichert wird, um eine Studienfahrt. Zwar ist sie recht lehrreich, doch zu vielseitig, um hier wiedergegeben zu werden. (Außerdem ist das hier kein Reiseführer! (Anm. d. Autors))

Was man allerdings erwähnen sollte ist, daß die Prager zwar eine umfangreiche Kultur besitzen, aber trotzdem eine Eigenschaft von den Polen übernommen haben: Sie klauen! Da die Objekte ihrer Begierde jedoch meist verschraubt oder sonst wie verankert sind, haben sie sich darauf verlegt, diese nachzubauen. So haben sie inzwischen den Eiffelturm, den Kölner Dom, den Rhein und noch einiges Anderes kopiert (natürlich viel kleiner).

Aber, wie gesagt: Es ist alles viel zu vielseitig...

Ein Bildband ist jedoch bei Thorsten K. erhältlich (sofern es einen nicht stört, auf jedem Bild mindestens eine Lampe zu haben).

Epilog

Nachdem wir nun eine Woche in Prag zugebracht haben (und uns auch von Bomben und Schießereien nicht haben schrecken lassen), müssen wir nun aber leider doch wieder nach Hause ins schöne HGW. Ich glaube, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage, daß ich gerne noch geblieben wäre!

Es wär’ so schön gewesen, ... Schwamm drüber!

Die Rückfahrt verläuft nicht ganz so anstrengend (ich wußte gar nicht, in welchen Positionen man alles schlafen kann!) und tatsächlich sind wir so gegen 11.00 Uhr wieder am Bahnhof – etwas mitgenommen zwar, aber mit umfassenden Tschechischkenntnissen.

Abschließend bleibt nur noch zu sagen, daß Herr Nies (in Zusammenarbeit mit seiner Frau) besser hätte Reiseleiter werden sollen, als seine Zeit mit (mehr oder weniger lernunlustigen (ich nehme unseren Kurs hierbei aus)) Schülern zu verschwenden.

Zwar lagen wir nicht eine Woche besoffen am Strand (dafür war es einfach zu kalt) [Red.: Welcher Strand?], sind aber trotzdem auf unsere Kosten gekommen und haben sogar (manche zumindest) noch was dabei gelernt, sowohl über Prag, als auch über unsere Pädagogen und über uns (wußtet ihr eigentlich, daß Thorsten... genug davon!).

So, und wenn ihr mich fragt (tut keiner, aber nur mal angenommen): Laßt uns einfach nochmal hinfahren – mit Niestours!

Prost!


Philip & Co.

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